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Der Forschungsnewsletter zum Mittelstand

– ein kostenloser Service des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn

Ausgabe 3/2020 / 28. September 2020

Inhalt

  ➜ Editorial
  ➜ Welchen Beitrag der Mittelstand für die Gesellschaft leistet
  ➜ Zukunftspanel Mittelstand in Zeiten von Corona
  ➜ Erstes Halbjahr 2020: Weniger Gründungen und Unternehmensaufgaben
  ➜ Aktualisierter IfM-Flyer online
  ➜ Aktualisierte IfM-Statistiken
  ➜ Aktuelles aus dem IfM Bonn

Editorial

Foto Prof. Dr. Welter Liebe Abonnentinnen und Abonnenten,

der Mittelstand wird nicht nur aufgrund seines Beitrags zur Beschäftigung und Bruttowertschöpfung gerne als Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft bezeichnet, sondern auch aufgrund seines gesellschaftlichen Beitrags. Doch was ist damit genau gemeint? In welcher Form erbringt der Mittelstand seinen Beitrag für die Gesellschaft? Und: Lässt sich dieser überhaupt messen und darstellen? Diese Fragen suchen aktuell die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IfM Bonn in einem mehrjährigen Forschungsprojekt zu beantworten. Mehr hierzu finden Sie im Beitrag "Welchen Beitrag der Mittelstand für die Gesellschaft leistet".

Außerdem stellen wir Ihnen in dieser Ausgabe die aktuellen Ergebnisse unserer Expertenbefragung für das "Zukunftspanel Mittelstand" vor und zeigen auf, wie sich das Gründungsgeschehen im gewerblichen Bereich im ersten Halbjahr 2020 entwickelt hat.

Viele interessante Einblicke in unsere aktuelle Forschungstätigkeit wünscht Ihnen

Prof. Dr. Friederike Welter
Präsidentin des IfM Bonn

Welchen Beitrag der Mittelstand für die Gesellschaft leistet

Der Beitrag, den mittelständische Unternehmen für die Gesellschaft erbringen, reicht über die rein betriebs- und volkswirtschaftlichen Ergebnisse ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit hinaus. Gleichwohl hängt er ebenso von der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens ab, wie auch beispielsweise von den persönlichen Zielsetzungen der Unternehmerpersönlichkeit.

Bislang hatte die Forschung den gesellschaftlichen Beitrag vorrangig mit Konzepten wie Corporate Social Responsibility verbunden. Im aktuellen IfM-Projekt greifen die IfM-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Begriff des gesellschaftlichen Beitrags nun weiter: Sie verstehen ihn als Zusatznutzen der wirtschaftlichen Tätigkeit.

Stabilisierend in der Krise

In Krisenzeiten – wie aktuell auch in der Coronakrise – wirken die mittelständischen Unternehmen stabilisierend auf die Gesellschaft und die Wirtschaft: Sie vermitteln Werte wie Verbindlichkeit und Verlässlichkeit. Hierdurch wird die Unsicherheit aller Marktteilnehmer verringert. Ob es dem Mittelstand allerdings in der aktuellen Krise ebenso wie in der Finanzkrise 2008/2009 gelingt, Entlassungen trotz wirtschaftlicher Nachteile zu vermeiden, bleibt noch offen.

Die Studie "Der gesellschaftliche Beitrag des Mittelstands: Konzeptionelle Überlegungen" ist hier abrufbar.

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Zukunftspanel Mittelstand in Zeiten von Corona

Die mittelständischen Unternehmen haben sich nach Ansicht der Vertreter und Vertreterinnen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Wirtschaftspolitik weitestgehend auf die "neue Normalität" als Folge der Corona-Krise eingestellt. Entsprechend stehen laut einer Sonderauswertung zum "Zukunftspanel Mittelstand" nun die Herausforderungen "Sicherung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit", "Digitalisierung gestalten" und "Den Fachkräftebedarf decken" wieder vorrangig im Fokus.

Oberste Sofortmaßnahme in der Krise: Liquiditätssicherung

In der Anfangsphase der Corona-Pandemie mit dem weitreichenden Lockdown hatte die Liquiditätssicherung aus Sicht aller befragten Expertengruppen die größte Bedeutung für den Mittelstand. Mit deutlichem Abstand folgten dahinter die Herausforderungen, den Geschäftsbetrieb zu erhalten und die Geschäftsmodelle flexibel anzupassen.

Notwendige Sofortmaßnahmen in der akuten Corona-Krise

Notwendige Sofortmaßnahmen in der akuten Corona-Krise

Quelle: Chartbook "Herausforderungen des deutschen Mittelstands in der Corona-Pandemie"

Zukünftige Herausforderung: Gezielte Digitalisierung

Im Zuge der Corona-Pandemie hat die konsequente Implementierung von digitalen Technologien nach Ansicht der Vertreter und Vertreterinnen aus Wirtschaft, Wirtschaftspolitik und Wissenschaft nicht nur an Bedeutung gewonnen, sondern sie wird auch zukünftig als entscheidend für die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der mittelständischen Unternehmen angesehen. Entsprechend fordern alle drei Expertengruppen die Politik auf, die digitale Infrastruktur auszubauen und die IT-Sicherheit zu erhöhen. Zugleich müssten aber auch die mittelständischen Unternehmen die Entwicklung und den Erwerb digitaler Kompetenzen bei ihren eigenen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen stetig fördern.

Die Studie "Zukunftspanel Mittelstand 2020 – Update der Expertenbefragung zu aktuellen und zukünftigen Herausforderungen des deutschen Mittelstands" sowie die vorherigen Befragungen sind auf der Homepage des Instituts für Mittelstandsforschung (www.ifm-bonn.org) abrufbar.

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Erstes Halbjahr 2020: Weniger Gründungen und Unternehmensaufgaben

Die Corona-Pandemie hat sich im ersten Halbjahr offenkundig auf die Entwicklung im gewerblichen Existenzgründungsgeschehen niedergeschlagen: Gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 ging die Zahl der Existenzgründungen um 15,5 % auf rund 117.800 zurück.

Ebenso sank – trotz der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise – die Zahl der Unternehmensaufgaben im ersten Halbjahr 2020 gegenüber den ersten 6 Monaten in 2019. Insgesamt lag der sogenannte "Gründungssaldo" – die Differenz aus Gründungen und Schließungen – bei rund 6.800 und damit deutlich über dem des Vorjahreszeitraumes.

Gewerbliche Existenzgründungen und Schließungen (2016-2020)

Gewerbliche Existenzgründungen und Schließungen (2016-2020)

Inwieweit die Entwicklung im gewerblichen Gründungs- und Liquidationsgeschehen durch die pandemiebedingte Schließung von Gewerbemeldestellen im Frühjahr und damit auf eine verzögerte Registrierung von Meldungen in der Statistik beeinflusst worden ist, lässt sich erst in den kommenden Monaten absehen.

Die aktuellen Zahlen zu den Gründungen und Unternehmensschließungen im gewerblichen Bereich finden Sie hier.

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Aktualisierter IfM-Flyer online

Aktualisierter IfM-Flyer online

Welche volkswirtschaftliche Bedeutung besitzt der Mittelstand in Deutschland? Warum empfinden die mittelständischen Unternehmen eine stetig steigende Bürokratiebelastung, obwohl die Bundesregierung seit Jahren Entlastungsmaßnahmen initiiert? Wodurch zeichnen sich Neugründungen in den Wirtschaftszweigen "Alternative Energien" und Informationstechnologie" aus?

Die wichtigsten aktuellen Daten und Fakten zum Mittelstand in Deutschland finden Sie jetzt im Flyer des IfM Bonn.

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Aktualisierte IfM-Statistiken

In den vergangenen Wochen wurden folgende Statistiken auf der Internetseite des IfM Bonn aktualisiert:

Auszubildende
KMU im EU-Vergleich
Digitalisierung der KMU im EU-Vergleich
Freie Berufe

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Vorschau:

Im Forschungsnewsletter 4/2020 können Sie u. a. lesen,

inwieweit die Corona-Pandemie das Gründungsverhalten von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen an Hochschulen beeinflusst,
mit welchen Herausforderungen sich die ausbildenden Kleinstunternehmen konfrontiert sehen,
wie sich die Einkommensverhältnisse von Selbstständigen im Verlauf ihrer Erwerbsbiografie entwickeln.

Der Newsletter wird am 11. Dezember 2020 versandt.

Aktuelles aus dem IfM Bonn

IfM-Präsidentin auf Platz 16 im F.A.Z-Ökonomenranking
Prof. Dr. Friederike Welter gehört nicht nur wieder dem F.A.Z.-Ranking der einflussreichsten Ökonomen in Deutschland an – sie hat sich auch im Vergleich zum Vorjahr um 5 Plätze verbessert: Sie steht nun auf Rang 16. Die ersten drei Plätze nehmen Prof. Dr. Ernst Fehr (Universität Zürich), Prof. Dr. Clemens Fuest (Ifo-Institut) und Prof. Dr. Marcel Fratzscher (DIW Berlin) ein.

Ausschlaggebend für die gute Platzierung innerhalb des Rankings war vor allem die Forschungstätigkeit der Präsidentin des IfM Bonn und Siegener Professorin. In den vergangenen Monaten hat sie neben zahlreichen Aufsätzen auch gemeinsam mit renommierten Ko-Autoren die Bücher "Contextualizing Entrepreneurship Theory" und "A Research Agenda for Entrepreneurship Policy" veröffentlicht. Das Ranking "Deutschlands einflussreichste Ökonomen" berücksichtigt nur Wirtschaftswissenschaftler, die im jeweils zurückliegenden Jahr in besonderem Maße wissenschaftlich in Erscheinung getreten sind und ihre Forschungsergebnisse in den Medien sowie auf Twitter präsentieren. Zugleich müssen ihre Publikationen und ihr Rat bei den Verantwortlichen in der Politik geschätzt sein.

→ zum F.A.Z.-Ranking

Internetseite des IfM Bonn wurde überarbeitet

Neue Homepage des IFM Bonn

Seit dem 24. September ist die neue Internetseite des IfM Bonn online. Sie bietet u. a. auf der Startseite eine zielgerichtetere Direktauswahl (Forschung, Statistiken, Publikationen, Themendossiers). Außerdem wurden die Suchfunktionen so verbessert, dass die gewünschten Veröffentlichungen und statistischen Daten schneller gefunden werden können. Zugleich werden nun alle Veröffentlichungen und statistischen Erhebungen auch auf der englischen Internetseite des IfM Bonn zu finden sein.

Gastwissenschaftlerin am IfM Bonn
Im Rahmen ihrer Forschungen zu "Unternehmertum und Innovation" ist Prof. Dr. Jana Schmutzler (Universidad del Norte in Barranquilla/Kolumbien) für ein Jahr als Gastwissenschaftlerin am Institut für Mittelstandsforschung tätig.

Neuer Beitrag in der Working Paper-Reihe
Wie wirken sich Arbeitsumfeld und persönliches Raumverständnis auf Unternehmertum und unternehmerisches Handeln aus? In ihrer Vorabveröffentlichung "Geographical Contexts of Entrepreneurship: Spaces, Places and Entrepreneurial Agency" für die IfM Working Paper-Reihe zeigen Prof. Dr. Eric Stam (Utrecht University/Niederlande) und Prof. Dr. Friederike Welter mit Hilfe des Entrepreneurial Ecosystem-Konzepts den Einfluss von geografischen Kontexten auf. Ihr Beitrag wird in den kommenden Monaten auch als Buchkapitel in "The Psychology of Entrepreneurship: The next Decade. Second volume of the Psychology of Entrepreneurship" erscheinen.

Folgen Sie uns auf Twitter
Sind Sie an tagesaktuellen Forschungsergebnissen über die ökonomische Situation im Mittelstand interessiert? Dann folgen Sie unserem Twitter-Account unter @IfM_Bonn.


IfM Bonn sucht Interviewpartner und -partnerinnen
Im Jahr 2006 wurde das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verabschiedet. Doch hat dies auch zu mehr Schutz vor Diskriminierung sowie zu mehr Vielfalt in den Unternehmen geführt? Antworten auf diese Fragen sucht das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn aktuell mit Hilfe einer großangelegten Unternehmensbefragung zu finden. Gesucht werden Vertreter und Vertreterinnen von mittelständischen Unternehmen aller Betriebsgrößen, die an der Befragung teilnehmen möchten. Detaillierte Informationen finden Sie hier.

Externe Veröffentlichungen von IfM-Wissenschaftlern
Verschiedene Studien haben in der Vergangenheit aufgezeigt, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für ihr Unternehmen längere Zeit im Ausland tätig waren, nach ihrer Rückkehr häufig das entsendende Unternehmen verlassen. Unklar ist, ob sie den Arbeitgeber wechseln oder den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Vor diesem Hintergrund haben nun Dr. Susanne Schlepphorst, Prof. Dr. Christian Soost (FOM Essen), Dr. Elizabeth C. Koetter, Prof. Dr. Petra Moog und Prof. Dr. Arndt Werner (alle Universität Siegen) die Gründungsneigung dieser Personengruppe empirisch untersucht. Ihr Beitrag "International assignments of employees and entrepreneurial intentions: the mediating role of human capital, social capital and career prospects” ist in "International Journal of Entrepreneurial Behaviour & Research” erschienen.

In den vergangenen Jahren ist das Interesse an der Entstehung und Entwicklung von kleinen und mittleren Unternehmen sowohl in der Wissenschaft als auch in der Wirtschaftspolitik und bei den Praktikern in der Wirtschaft stetig gestiegen. Mit ihrem Herausgeberband "A Research Agenda for Entrepreneurship Policy" zeigen Prof. Dr. David Smallbone (ehemals Kingston University London) und Prof. Dr. Friederike Welter auf, warum es einer veränderten Diskussion über Entrepreneurship-Politik und einer neuen Forschungsagenda bedarf.

Unternehmertum hat für die meisten Menschen eine unterschiedliche Bedeutung, die nicht nur beispielsweise von Ort und Zeit, sondern auch von den Umständen für die Gründung abhängen. In ihrem Buch "Contextualizing Entrepreneurship Theory" leiten Prof. Dr. Ted Baker (Rutgers Business School, Newark/USA) und Prof. Dr. Friederike Welter theoretische und methodische Ansätze für die zukünftige kontextuelle Entrepreneurship-Forschung ab.

Fast zwei Jahre, nachdem im gemeinsamen Doktorandenkurs "New Directions in Entrepreneurship Research" des Lehrstuhls von Prof. Dr. Friederike Welter und des Lehrstuhls von Prof. Dr. David Urbano (Universitat Autonoma de Barcelona/Spanien) die Idee zum Buch "How to Make Your Doctoral Research Relevant: Insights and Strategies for the Modern Research Environment” entstand, ist dieses im Frühjahr 2020 erschienen. Darin wird aus verschiedenen Blickwinkeln aufgezeigt, warum es wichtig ist, regelmäßig die Relevanz der eigenen Forschung zu betrachten.

Die Forschungsergebnisse des IfM Bonn – (inter-)national präsent
Dr. Annette Icks nahm Mitte September online am Fachbeirat "Gründung" des RKW Kompetenzzentrums sowie an der Beiratssitzung der Offensive Mittelstand teil.

Online war auch Dr. Rosemarie Kay Ende Juli bei der 3. Beiratssitzung des Projekts "Fachkräftemonitoring" zugegen, zu dem das Bundesministerium für Arbeit und Soziales eingeladen hatte. Am 9. Juli brachte sie die Erfahrungen des IfM Bonn mit der Schätzung von Nachfolgezahlen beim Experten-Workshop "Predicting Business Transfers" ein. Dieser wurde von der DIW Econ GmbH und dem wirtschaftswissenschaftlichen Beratungsunternehmen LE Europe veranstaltet.

Mitte September nahm Peter Kranzusch am Fachforum "Automobil- und Zulieferindustrie" des Grünen Wirtschaftsdialogs teil.

Am 24. September hielt Prof. Dr. Friederike Welter den Impulsvortrag "Digitalisierung im Mittelstand" vor dem Wirtschaftspolitischen Ausschuss von Handwerk NRW.

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