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Gründungsforschung | 2007 Der Einfluss von Patenten auf Gründungen in technologieorientierten Branchen

Abgeschlossenes Forschungsprojekt

Zusammenfassung

Unternehmensgründungen in technologieorientierten Sektoren leisten einen bedeutsamen Beitrag zur Umsetzung technologischer Innovationen in neue Produkte und Verfahren. Sie tragen somit zum technologischen Wandel bei und stärken die technologische Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Da Innovationen das Hauptkapital solcher Gründungen darstellen, kommt ihrem Schutz eine besondere Bedeutung zu. Mit der Etablierung eines wirksamen Patentschutzsystems kann der Staat das Innovations- und Gründungsgeschehen fördern. In welchem Ausmaß dies dem gegenwärtigen Patentsystem in Deutschland gelingt, ist Gegenstand der Studie.

Das Gros technologieorientierter Gründungen kommt ohne Patentschutz aus

Lediglich jede fünfte Hightech-Gründung verfügt über Patentrechte oder plant, solche anzumelden. Der Anteil der Patentnutzer in der Gruppe der Unternehmen, die eigene Forschung und Entwicklung betreiben - dies trifft auf rund 70 % zu - ist mit weniger als einem Drittel nur unwesentlich höher. Offensichtlich greift die Mehrheit der Hightech-Gründungen zum Schutz der Innovation auf andere Instrumente wie Geheimhaltung oder Pioniervorsprung zurück. Die Wahrscheinlichkeit der Patentnutzung erweist sich als signifikant größer für Unternehmen, die zum Verarbeitenden Gewerbe gehören, kontinuierlich eigene Forschung und Entwicklung betreiben, von Ressourcen eines Mutterunternehmens profitieren können oder sich an staatlich geförderten FuE-Projekten beteiligen.

Mangelnde Durchsetzbarkeit von Patentrechten stellt einen der häufigsten Hinderungsgründe für die Patentierung dar

Unternehmen, die keinen Patentschutz anmelden, begründen dies häufig mit der schnellen Technologieentwicklung oder der Komplexität der verwendeten Technologie. Die Anpassung an die hohe Innovationsgeschwindigkeit durch kontinuierliche Verbesserung der Produkte/Verfahren scheint als Sicherungsstrategie Erfolg versprechender als eine vergleichsweise langwierige Patentierung. Aber auch äußere Faktoren, wie die Kosten der Patentanmeldung, -aufrechterhaltung und -durchsetzung stellen für die jungen Unternehmen etwa gleich häufig einen Grund für die Nicht-Patentierung dar.

Patente haben für Hightech-Gründungen einen hohen immateriellen Wert

Nach Einschätzung der Unternehmen, die Patente angemeldet haben, liegt der Nutzen insbesondere im Schutz vor Imitation. Als mindestens gleichrangig schätzen die jungen Unternehmen die Steigerung des Unternehmenswertes durch die Patentierung ein. Diese scheint insbesondere in einer immateriellen Bedeutung des Patentes als Signalwert gegenüber Kunden und anderen Vertragspartnern zu liegen.

Die Bedeutung des Patentschutzes für die Kapitalbeschaffung erweist sich als eher gering

Für die Mehrheit der Hightech-Gründungen spielt Patentbesitz keine nennenswerte Rolle für die Gründungsfinanzierung. Für gut ein Drittel der Unternehmen mit Patentschutz scheinen Patente allerdings den Zugang zu Wagnis- oder Fremdkapitalgebern zu erleichtern. Insofern kommt Patenten eine gewisse Funktion als  "Türöffner" zu. Konditionsverbessernd wirken sie sich aber - sowohl in der Gründungsphase als auch bei der Wachstumsfinanzierung - eher selten aus.

Patentschutz ist kein Garant für den Gründungserfolg

Unternehmen mit Patenten, darunter insbesondere diejenigen, deren Gründung auf Basis einer Innovation erfolgte, messen ihrem Patentschutz eine wichtige Bedeutung für die eigene Unternehmensgründung bei. Erfolgsentscheidend sind die gewerblichen Schutzrechte - der Selbsteinschätzung der Unternehmen nach - aber nicht. Faktoren wie Unternehmer- und Mitarbeiterqualifikation, die Innovation oder die Gründungsidee selbst nehmen einen deutlich höheren Stellenwert ein. Auch Aspekte wie Finanzierung oder Branchen- und Marktstruktur werden als wichtiger bewertet.

Patentrechte anderer Marktteilnehmer wirken sich selten entwicklungshemmend auf junge Hightech-Unternehmen aus

Vier Fünftel aller Hightech-Gründungen verspüren keine Auswirkungen von Patenten Dritter auf das eigene Unternehmen. Eine gewisse Relevanz kommt mit acht Prozent der Nennungen der Notwendigkeit zu, Entwicklungen von anderen Unternehmen lizenzieren zu müssen. Dies scheint insbesondere für Wirtschaftszweige mit unterdurchschnittlicher Patentnutzung bedeutsam und häufig über Branchengrenzen hinweg erforderlich zu sein. Verzögerungen und Umwege bei Eigenentwicklungen treten in noch geringerem Umfang auf und stellen überwiegend Phänomene im eigenen technologischen Umfeld dar. Die Studie basiert auf einer repräsentativen Befragung unter Gründungen aus den technologieintensiven Wirtschaftsbereichen des Verarbeitenden Gewerbes und technologieorientierten Dienstleistungssektoren in Deutschland, an der sich rund 700 Unternehmen beteiligt haben.