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Gründungsforschung | 2015 Einmal Unternehmer, immer Unternehmer? Selbstständigkeit im Erwerbsverlauf

Abgeschlossenes Forschungsprojekt

Ausgangslage/Problemstellung

In den zurückliegenden Jahrzehnten war ein Wandel von Erwerbsverläufen zu beobachten. Sogenannte Normalbiografien mit langjähriger sozialversicherungspflichtiger Vollbeschäftigung wurden seltener. An ihre Stelle traten zunehmend diskontinuierliche Erwerbsverläufe, die durch den häufigeren Wechsel zwischen Phasen von Erwerbstätigkeit, Arbeitslosigkeit, Bildung oder Hausarbeit gekennzeichnet sind. Eine zunehmende Vielfalt der Erwerbsverläufe resultiert aber auch daraus, dass sich ein im Zeitverlauf steigender Anteil von Personen selbstständig gemacht und gleichzeitig der Anteil mehrfach zwischen abhängiger und selbstständiger Erwerbstätigkeit wechselnder Personen zugenommen hat (vgl. Simonson et al. 2012).

Die letztgenannte Entwicklung ist vor allem vor dem Hintergrund der Diskussionen der letzten Jahre über Altersarmut von besonderer Bedeutung, auch und gerade weil der Wechsel zwischen den Altersvorsorgesystemen für abhängig Beschäftigte und Selbstständige schwierig ist. Die Zunahme des Mehrfachwechsels zwischen abhängiger und selbstständiger Tätigkeit ist aber auch deswegen von Interesse, weil das Bild vom Unternehmer damit eine weitere Facette erhält, die unter Umständen für die Gestaltung einer Kultur der Selbstständigkeit bedeutsam ist.

Forschungsziel/Vorgehensweise

Die Entrepreneurship-Forschung hat sich in der Vergangenheit mit dem sogenannten habituellen Unternehmer befasst, der entweder gleichzeitig mehrere Unternehmen betreibt oder nach Beendigung eines Unternehmens ein neues gründet. Das Augenmerk lag dabei vornehmlich auf der Frage, in welcher Weise sich der habituelle Gründer vom erstmaligen Gründer unterscheidet und worin diese Unterschiede begründet liegen. Wie sich dieses Mehrfachunternehmertum in die übrige Erwerbsbiografie einfügt und welche Konsequenzen das für die Einkommenserzielung und die soziale Sicherung der Unternehmer hat, stand bisher nicht im Fokus der Forschung. Ziel des vorgeschlagenen Projektes ist es daher, die Einbettung von selbstständiger Tätigkeit in die Erwerbsbiografie zu untersuchen. Im Einzelnen gilt es zu klären, wie häufig Wechsel zwischen Selbstständigkeit und sonstigen Erwerbszuständen erfolgen, welche Wechselmuster bestehen, wie lange die jeweiligen Phasen andauern, welche Faktoren auf die Wechsel einwirken und durch welche Merkmale Mehrfachunternehmer gekennzeichnet sind.

Die Forschungsfragen können nur auf Basis von Längsschnittdatensätzen beantwortet werden. Grundsätzlich kommen das Nationale Bildungspanel (NEPS) oder das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) in Frage. Eventuell können weitere Datenquellen wie z. B. das Tax-Payer-Panel herangezogen werden. Welche Datenquelle(n) genutzt werden, ergibt eine Prüfung im Zuge des Projektes.