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Entwicklungsverläufe von mittelständischen Unternehmen - Unternehmensnachfolge | 2011 Der Generationswechsel im demografischen Wandel

Abgeschlossenes Forschungsprojekt

Projektbearbeitung

In Kooperation mit  dem ifh Göttingen, dem EMF Berlin und der Universität Siegen

Zusammenfassung

Der demografische Wandel geht seit Jahren mit einer Alterung der Erwerbsbevölkerung einher. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen. Zwischen 2010 und 2020 dürfte die Zahl der Personen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren um etwa 15 % zurückgehen. Da Unternehmensnachfolger bislang vor allem aus dieser Altergruppe stammen, ist fraglich, ob zukünftig genügend Personen vorhanden sein werden, die Interesse an der Übernahme von mittelständischen Unternehmen haben werden. Diese Frage stand im Zentrum einer Studie, die das IfM Bonn zusammen mit dem ifh Göttingen, dem EMF Berlin und der Universität Siegen im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie durchgeführt hat.

Die Zahl der anstehenden Unternehmensübergaben steigt bis 2020

Zur Prognose der Anzahl der bis 2020 anstehenden Unternehmensübergaben hat das IfM Bonn sein bisheriges Schätzverfahren weiterentwickelt. Konkret wird für jedes Jahr der Pool der übernahmewürdigen Unternehmen ermittelt, deren Eigentümer sich aus persönlichen Gründen mit ihrer Nachfolge beschäftigen sollten. Wann die Übergabe tatsächlich erfolgt, kann jedoch nicht bestimmt werden und somit auch nicht die Zahl der jährlich tatsächlich übergebenen Unternehmen.

Für die Prognose wurden zwei Varianten berechnet. Die erste geht von einem konstanten, die zweite von einem wachsenden Unternehmensbestand bis 2020 aus. Für die erste Variante ergeben die Schätzungen des IfM Bonn einen stetigen Anstieg der Anzahl der zur Übergabe anstehenden Unternehmen zwischen 2011 und 2020, und zwar von 104.000 auf 124.000. In der zweiten Variante, bei der die bisherige Wachstumsrate des Unternehmensbestandes auch für die Zukunft zu Grunde gelegt wurde, wird das Übergabepotenzial noch stärker steigen als alleine aus demografischen Gründen zu erwarten wäre, nämlich auf 131.000.

Das Potenzial an Übernehmern schrumpft

Das ifh Göttingen hat mittels eines eigenen Schätzverfahrens nicht nur die Anzahl der anstehenden Unternehmensübergaben, sondern auch der potenziellen Übernehmer geschätzt. Diese Schätzungen kommen ebenfalls zu dem Ergebnis, dass die jährliche Zahl der Übergaben steigen wird. Zugleich wird die Anzahl der Übernehmer sinken. Allerdings übersteigt die Anzahl der potenziellen Übernehmer auch im Jahre 2020 noch die Anzahl der anstehenden Übergaben deutlich. Aufgrund der Schätzungen des ifh Göttingen ist bis zum Jahre 2020 keine generelle Nachfolgelücke zu erwarten.

Die zukünftige Entwicklung des Nachfolgegeschehens unterliegt vielfältigen Einflüssen

Das Übernahmegeschehen ist komplex und unterliegt vielfältigen Einflüssen. Auf die Entwicklung des Nachfolgegeschehens bis 2020 wirkt nicht nur der demografische Wandel ein, sondern z. B. auch die technologische Entwicklung, die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung, die Ausgestaltung des Steuer- und Abgabensystems, die Einstellung der Gesellschaft gegenüber dem Unternehmertum, das Verhalten der Konkurrenten oder die Finanzierungsmöglichkeiten auf dem Kapitalmarkt. Eine langfristige Prognose der Entwicklung der meisten dieser Einflussfaktoren ist jedoch kaum möglich. Die vorliegenden Schätzungen der zukünftig anstehenden Unternehmensübergaben und der zukünftig vorhandenen Übernehmer fokussieren sich deshalb vorrangig auf die Einflüsse der demografischen Veränderungen. Im Ergebnis ist in der isolierten Betrachtung des Einflussfaktors Demografie rein rechnerisch keine Nachfolgelücke festzustellen. Inwieweit die ermittelten Potenziale tatsächlich voll ausgeschöpft werden können, so dass eine Nachfolgelücke auch realiter nicht auftreten wird, hängt jedoch, wie erwähnt, von vielen weiteren Einflussfaktoren ab.

Die Studie betrachtet nicht nur die Gesamtwirtschaft, sondern legt auch ein besonderes Augenmerk auf das Handwerk. Sie gibt dabei einen Überblick über das Existenzgründungs- und Nachfolgegeschehen im Zeitraum 2000 bis 2009, über mögliche Probleme im Nachfolgeprozess sowie über das Angebot an Unterstützungsleistungen. Die vielfältigen Analysen münden in Empfehlungen an die verschiedenen Akteure im Bereich der Unternehmensnachfolge.