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Entwicklungsverläufe von mittelständischen Unternehmen - Unternehmensnachfolge | 2009 Familienexterne Nachfolge im Freistaat Sachsen: Das Zusammenfinden von Übergebern und Übernehmern

Abgeschlossenes Forschungsprojekt

Auftraggeber

Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit

Projektbearbeitung

In Kooperation mit  der RKW Sachsen GmbH

Zusammenfassung

Im Freistaat Sachsen stehen - je nach Schätzung - mit 1.700 bis 2.700 betroffenen Familienunternehmen pro Jahr die meisten Nachfolgeregelungen in den neuen Bundesländern an. Familienexterne Nachfolgelösungen gewinnen dabei in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung. Vor allem wegen des Bevölkerungsschwunds insbesondere qualifizierter junger Menschen in den 1990er Jahren ist zu erwarten, dass das Finden eines familienexternen Nachfolgers im Freistaat Sachsen ebenso wie in den übrigen neuen Bundesländern schwieriger ist als im Altbundesgebiet. Vor diesem Hintergrund hat das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit das IfM Bonn mit einem Gutachten beauftragt. Dieses liefert neben Befunden zu den Problemen beim Finden eines familienexternen Nachfolgers in Ostdeutschland und insbesondere im Freistaat Sachsen auch Erkenntnisse über den persönlichen und qualifikatorischen Hintergrund von Personen, die prinzipiell als Nachfolger in Frage kommen.

Übernahmen durch Mitarbeiter häufigste familienexterne Lösung in Ostdeutschland

Während in Westdeutschland 24% der Nachfolger aus dem Kreis der Mitarbeiter stammen, liegt der Anteil in Ostdeutschland bei 55,6%. Übernahmen durch Mitarbeiter stellen somit die häufigste familienexterne Nachfolgelösung in Ostdeutschland insgesamt wie auch in den untersuchten Unternehmen im Freistaat Sachsen dar. Aus dem hohen Anteil der Übergaben an Mitarbeiter in Ostdeutschland darf jedoch nicht der Schluss gezogen werden, diese Übergabeform würde von den dortigen Unternehmern per se bevorzugt. Vielmehr plant lediglich ein Viertel der befragten noch suchenden ostdeutschen Eigentümer von Beginn an eine Übergabe an einen seiner Mitarbeiter. Allerdings erweist sich die Realisierung einer Übergabe an andere mögliche Nachfolger (wie externe Führungskräfte, ein anderes Unternehmen oder an einen Investor) häufig als schwierig mit der Folge, dass ein Großteil der ostdeutschen Eigentümer dann schließlich doch eine Übergabe an Mitarbeiter in Betracht zieht.

Ostdeutsche und sächsische Eigentümer haben andere Probleme beim Finden eines familienexternen Nachfolgers als westdeutsche

Die größten Probleme beim Finden eines geeigneten Nachfolgers sind für die deutschlandweit befragten Eigentümer die Kosten, die bei der Einschaltung von (privaten) Vermittlern anfallen, sowie die Finanzierungsprobleme der Nachfolgerkandidaten. Eine Gegenüberstellung der Probleme ost- und westdeutscher Eigentümer ergibt, dass die ost- und westdeutschen Eigentümer mit unterschiedlichen Problemlagen konfrontiert sind. Während ostdeutsche Eigentümer vor allem die Kosten für Vermittler sowie die Trennung vom eigenen Unternehmen als problematisch einschätzen, sind es auf Seiten der westdeutschen Eigentümer vor allem die Finanzierungsschwierigkeiten der Nachfolger.

Merkmale von potenziellen Nachfolgern

Die Führung eines Unternehmens erfordert spezifische Qualifikationen, weshalb streng genommen nur bestimmte Personengruppen als Übernehmer in Frage kommen. Dazu gehören neben Unternehmern und Investoren auch Führungskräfte, egal ob im zur Übernahme anstehenden Unternehmen beschäftigt oder nicht. Sie verfügen nicht nur über die notwendige Führungserfahrung, sondern sind i.d.R. auch besser ausgebildet als einfache Angestellte. Überdies erzielen sie im Allgemeinen höhere Einkommen, was ihre Fähigkeit zur Ersparnisbildung und damit zur Finanzierung der Übernahme verbessert. Dies zeigt sich auch in den empirischen Analysen: So verfügen die befragten Übernahmeinteressierten sowohl über ein hohes Ausbildungsniveau als auch ein hohes Jahresbruttoeinkommen, wie ein entsprechender Vergleich mit den Erwerbstätigen insgesamt zeigt. Die empirischen Analyen zeigen überdies, dass das Human- sowie das Finanzkapital der Nachfolger mit zunehmender Größe des übernommenen Unternehmens an Bedeutung gewinnt. Die untersuchten sächsischen Nachfolger weisen im Übrigen ein geringes Ausbildungsniveau und Jahresbruttoeinkommen auf als die bundesweit befragten Nachfolger.

Die empirische Basis des Gutachtens bildet vornehmlich ein deutschlandweit erhobener Datensatz des IfM Bonn zur familienexternen Nachfolge. Insgesamt konnten für die Analysen Angaben von 272 übernahmeinteressierten Personen sowie von 380 Eigentümern, von denen 13% aus Ostdeutschland stammen, herangezogen werden. Um die Situation im Freistaat Sachsen zu analysieren, wurden ergänzend Fallstudien in 14 übernommenen sächsischen Unternehmen sowie ein Expertenworkshop mit Vertretern von Institutionen, die familienexterne Nachfolgeprozesse mit ihren Dienstleistungen unterstützen, durchgeführt.