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Laufende Wirtschaftsbeobachtung | 2013 Wohlstandseffekte des Gründungsgeschehens

Abgeschlossenes Forschungsprojekt

Ausgangslage/Problemstellung

Mit der Zunahme von Gründungsaktivitäten verbinden sich Erwartungen, Hoffnungen und Wünsche, dass die Arbeitsmarktlage entschärft, die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt, die Diffusion moderner Technologien in die einzelnen Wirtschaftssektoren und -strukturen beschleunigt sowie die Produktionsprozesse effizienter gestaltet werden und damit der allgemeine Wohlstand gemehrt wird.

Gründungen haben sowohl eine sozial- und gesellschaftspolitische als auch wirtschaftspolitische Dimension. Der Mehrdimensionalität des Gründungsgeschehens wird durch eine Vielzahl von Fördermaßnahmen Rechnung getragen. Der Erfolg der Gründungsförderpolitik wird überwiegend an der Erhöhung der Zahl der Gründungen bzw. der Erhöhung der Selbstständigenquote gemessen. Implizit wird davon ausgegangen, dass alle Gründungen denselben positiven Beitrag zum Strukturwandel, zur Beschäftigungssicherung oder zum Wirtschaftswachstum leisten. Dabei kommt die Gründungsforschung zu durchaus differenzierten Ergebnissen: Gründungen aus einem Mangel an Alternativen im regulären Arbeitsmarkt erzielen laut Studien des IfM Bonn eher geringe Markterlöse, vielfach lagen die Einkommen aus Unternehmertätigkeit so niedrig, dass solche Gründer als armutsgefährdet zu gelten hätten. Indessen zeigen sich in anderen Studien hohe Wohlstandseffekte bei Gründungen in innovativen Bereichen. Daher erscheint eine genauere Differenzierung des Gründungsgeschehens unter wohlfahrtspolitischen Aspekten angeraten.

Ziel des Projektes

Mit einer Gründung verbindet man zum einen den Wechsel in die selbstständige Erwerbstätigkeit. Zum anderen stellt die Gründung eine Investitionsentscheidung (Erweiterungsinvestition) dar, die wie jede andere Investition betriebswirtschaftlich und volkswirtschaftlich beurteilt werden kann.

Unternehmensgründungen lassen sich einteilen auf der einen Seite in traditionelle Gründungen auf etablierten, i. d. R. regional begrenzten Märkten, wie sie z. B. im Handwerks- bzw. Handelsbereich vorgenommen werden. Auf der anderen Seite stehen die dynamischen Unternehmer im Sinne von Schumpeter, die, indem sie neue Faktor-Kombinationen durchsetzen, neue Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren einführen und Märkte mit außergewöhnlichen Wachstumschancen begründen. Obwohl die Bedeutung der Unternehmensgründungen oder genauer des Markteintritts neuer selbstständiger Wirtschaftseinheiten stark hervorgehoben wird, ist der quantitative Informationsstand über das Gründungsgeschehen nach wie vor unbefriedigend. Exakte Zahlen, die das Gründungsgeschehen in allen seinen Facetten wiedergeben, existieren nicht.

Damit der von Gründungen erhoffte Beitrag zur Effizienzsteigerung, zur Markterneuerung und damit zur Entlastung des Arbeitsmarkts geleistet werden kann, muss neben dem quantitativen Aspekt die qualitative Komponente des Gründungsgeschehens berücksichtigt werden. Nicht die Zahl der Gründungen allein, sondern die Zahl der überlebensfähigen Gründungen und darunter insbesondere die Zahl der Gründungen in schnell wachsenden Wirtschaftszweigen kann erste Hinweise auf Strukturwandel und dynamisches Wirtschaftswachstum geben.

Eine Analyse des Gründungsgeschehens auf Basis des Umsatzsteuerpanels könnte Aufschluss über die sektoralen und gesamtwirtschaftlichen Effekte von Gründungen geben, die nicht nur die Anzahl von Gründungen, sondern auch die Beschäftigungs-, Umsatz- oder Wertschöpfungseffekte einschließt. U. a. könnten folgende Fragen untersucht werden:

  • Ist in Sektoren mit hohem Anteil an Zugängen eine überproportionale Beschäftigtenentwicklung oder Umsatzentwicklung zu beobachten?
  • Ist der Anteil von Zugängen in den forschungs- und entwicklungsintensiven sowie in den wissensintensiven Sektoren besonders hoch?
  • Ist in Sektoren mit hohem Anteil an Zugängen oder in besonders wachstumsträchtigen Sektoren eine überproportionale Entwicklung der Anteile an der Wertschöpfung zu beobachten?