Ausgangslage/Problemstellung
Bereits seit Jahren gibt es politische Bemühungen, die bürokratische Kostenbelastung für die Unternehmen – insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) – zu senken. Programme wie bspw. der "Masterplan Bürokratieabbau" (2003) oder die Einrichtung des Nationalen Normenkontrollrates (2006) haben dazu beigetragen, dass die Bürokratiekosten der Wirtschaft deutlich gesenkt werden konnten. Der 2012 eingeführte Bürokratiekostenindex (BKI) zeigt, dass die Belastungen durch die Beschaffung, Übermittlung oder Bereitstellung von Daten oder sonstigen Informationen infolge rechtlicher Regelungen bis Mitte 2017 weiter gesunken sind. Dennoch nehmen die Unternehmen die Belastungen als ungebrochen hoch wahr. Dies wirft die Frage auf, warum die Wahrnehmung der Unternehmen trotz des erfolgten Bürokratieabbaus unverändert negativ ist.
Forschungsziel/Vorgehensweise
Das Forschungsziel besteht darin, die Ursachen der Diskrepanz zwischen subjektiver Wahrnehmung und objektiv messbarer bürokratischer Belastung zu klären. Hierfür ist ein mehrstufiges Vorgehen vorgesehen: Zunächst wird anhand einer Literaturanalyse dargelegt, wie sich die bürokratischen Belastungen im Zeitverlauf in ausgewählten Rechtsbereichen (z.B. Sozialversicherung) entwickelt haben und welche Faktoren aus welchen Gründen als besonders belastend empfunden werden. Danach wird anhand von Interviews mit zuständigen Experten bzw. Inhabern von Unternehmen ergründet, ob Bürokratie in "gute" und "schlechte" unterteilt werden kann und welche Faktoren ggf. für eine solche Einteilung ursächlich sein könnten. Die Beantwortung dieser Fragen liefert zugleich erste Hinweise darauf, warum der Begriff 'Bürokratie' im Allgemeinen und für spezifische Rechtsbereiche im Besonderen negativ belegt ist. Abschließend wird eine repräsentative Befragung von Inhabern mittelständischer Unternehmen durchgeführt, um die in den Interviews gewonnenen Ergebnisse zu überprüfen und zu verallgemeinern.