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Mittelstand, Gesellschaft und Staat | 2009 Corporate Social Responsibility als Erfolgsfaktor einer stakeholderbezogenen Führungsstrategie? Ergebnisse einer empirischen Untersuchung

Abgeschlossenes Forschungsprojekt

Zusammenfassung

In der Fachdiskussion zur Corporate Social Responsibility (CSR) wird davon ausgegangen, dass die freiwillige Verfolgung von gemeinwohlorientierten Zielen den Unternehmen Wettbewerbsvorteile bringt. Der Erfolgsnachweis dieses Führungskonzepts beschränkte sich bisher allerdings zumeist auf positive Fallbeispiele. Dies hat das IfM Bonn zum Anlass genommen, in seiner jüngsten Studie nicht nur die Verbreitung des CSR-Konzepts, sondern auch den tatsächlichen Erfolg der CSR-anwendenden Unternehmen auf Basis einer großen Fallzahl für den industriellen Mittelstand zu untersuchen. Die Untersuchung zeigt, dass das Konzept - trotz weiter Verbreitung seiner einzelnen Elemente - den Erfolg der Unternehmen nicht entscheidend beeinflusst.

CSR verbindet als Führungskonzept Profitorientierung mit sozialem Anspruch

Analysen von Fallbeispielen belegen, dass die freiwillige Verfolgung von gemeinwohlorientierten Zielen den Unternehmen Wettbewerbsvorteile bringen kann. CSR wird in diesem Kontext als Führungskonzept verstanden, das den Gegensatz zwischen Profitorientierung und sozialem Anspruch auflöst. So kommen beispielsweise Maßnahmen zur Verbesserung der Work-Life-Balance nicht nur den Arbeitnehmern, sondern über die daraus resultierenden positiven Effekte (wie Steigerung der Arbeitsmotivation sowie -produktivität) auch dem Unternehmen zu Gute. Demnach entstehen Wettbewerbsvorteile durch die richtige Auswahl und Kombination von CSR-Instrumenten, die das Verhalten wichtiger Stakeholder (z.B. Mitarbeiter und Kunden) steuern bzw. die Stakeholder vom Verantwortungsbewusstsein des Unternehmens überzeugen.

Einzelne CSR-Instrumente weit verbreitet - Gesamtkonzept jedoch nicht

In fast allen Unternehmen des industriellen Mittelstands (98,4 %) wird mindestens ein Instrument der CSR-Bereiche Personal, Bürgergesellschaft, Umwelt oder Markt angewendet. Dass Unternehmen in allen vier CSR-Bereichen mindestens ein Instrument nutzen, kommt dagegen nur in 38 % der Unternehmen vor. Noch seltener, nämlich in nur rund 5 % der Fälle, kombinieren die Unternehmen die CSR-Instrumente so miteinander, dass nicht nur jedes der vier CSR-Felder abgedeckt ist, sondern systematisch auch einzelne, strategisch wichtige Bereiche innerhalb der Felder. Eine Umsetzung des Gesamtkonzeptes CSR und damit auch die systematische Abdeckung der Stakeholderinteressen findet also derzeit nur in wenigen Unternehmen statt.

Unternehmen sind vom Erfolg von CSR überzeugt - zu Recht?

Die Entscheidungsträger in den Unternehmen sind vom Nutzen der von ihnen eingesetzten CSR-Instrumente durchaus überzeugt. Insbesondere personal- und kommunikationspolitische Ziele (z.B. verstärkte Kundenbindung, Steigerung der Mitarbeitermotivation) werden nach Einschätzung der Befragten in der Regel mit Zufriedenheit erreicht. Die multivariate Analyse zeichnet jedoch ein anderes Bild: Die Vermutung, CSR zähle zu den Faktoren, die Unternehmen in ihrem Wachstum begünstigen, bestätigt sich nicht. So erweist sich gemessen an objektiven Faktoren wie dem Beschäftigungswachstum weder der Umfang der eingesetzten CSR-Instrumente noch eine systematische Kombination der Instrumente als maßgeblicher Erfolgsfaktor für ein Unternehmenswachstum. Es sind vielmehr andere Faktoren insbesondere der Innovations- und Personalpolitik sowie der Unternehmensstruktur, die den Erfolg positiv beeinflussen. Dieses Ergebnis schließt allerdings nicht aus, dass die CSR-Instrumente durchaus eine unterstützende Wirkung innerhalb der Teilpolitiken entfalten und somit mittelbar auf den Erfolg wirken können.

Die Datengrundlage der Studie bildet die 5. Befragungswelle des BDI-Mittelstandspanels. Die in regelmäßigem Turnus stattfindende Online-Befragung richtet sich an deutsche Industrieunternehmen. Im Frühjahr 2007 gaben rund 1.100 Unternehmen repräsentativ Auskunft über ihr CSR-Engagement in 2006.