Ausgangslage/Problemstellung
Seit der Herausbildung der Industriegesellschaft herrscht in Deutschland die Vorstellung vor, dass Selbstständige im Durchschnitt wohlhabender als Arbeitnehmer seien und daher keiner kollektiven sozialen Absicherung z.B. in Bezug auf das Alter bedürfen. Über die Jahrzehnte haben sich jedoch Geschäftskonzepte, Erwerbspräferenzen und auch -formen verändert. Selbständige und abhängige Erwerbstätigkeiten werden mittlerweile z.B. häufig gleichzeitig – in Teilzeit – ausgeübt. Zugleich wird Selbstständigkeit immer häufiger nur für kurze Zeit ausgeübt. Selbstständigkeit spielt dann in der gesamten Erwerbsbiografie eine untergeordnete Rolle. Kleinbetriebliche Formen der Selbstständigkeit verstärken ebenso wie die Hybridisierung der Erwerbstätigkeit die Spreizung der Einkommen von Selbstständigen. So lag der Medianwert des Netto-Einkommens von Soloselbstständigen im Jahr 2009 unter dem von Arbeitnehmern (vgl. Fritsch et al. 2015). Derartige Betrachtungen auf Basis des Einkommens eines Jahres lassen jedoch noch keine Schlüsse über die von individuellen Selbstständigen über einen längeren Zeitraum hinweg erzielten Einkommen, schon gar nicht im Verhältnis zu dem Gesamteinkommen über die gesamte Erwerbsbiografie zu.
Forschungsziele/Vorgehensweise
Ziel des Projektes ist es zu analysieren, inwiefern sich die Einkommensverhältnisse der Selbständigen – auch im Hinblick auf ihre Fähigkeit, für Einkommensrisiken vorzusorgen – im Zeitablauf wie auch im Verlauf der Erwerbsbiografie entwickelt haben. Dabei soll die Relation von Einkommen aus abhängiger und selbstständiger Erwerbsarbeit auf aggregierter wie auch individueller Ebene betrachtet werden. Auf der individuellen Ebene soll die Analyse um zusätzliche Einkunftsarten erweitert werden, um auch die Fähigkeit zur Vermögensbildung zu erfassen. Als Datenquelle bietet sich (neben dem Mikrozensus) das Taxpayer-Panel an, das differenzierte Einkommensangaben für nahezu alle Selbstständige enthält.