Ausgangslage/Problemstellung
Aktuelle Prognosen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) lassen bis 2025 selbst unter Berücksichtigung einer steigenden Frauenerwerbsbeteiligung und Lebensarbeitszeit sowie einer positiven Nettozuwanderung einen Rückgang des Arbeitskräfteangebots um 3,5 Millionen Personen erwarten (vgl. FUCHS et al. 2011). Zugleich ist mit einer sinkenden Zahl der Schulabgänger/-innen zu rechnen (vgl. MAIER et al. 2011). Die Bildungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes kommt überdies zu dem Ergebnis, dass die Zahl der Auszubildenden bis zum Jahr 2020 von 1,57 Millionen auf etwa 1,3 Millionen zurückgehen wird (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010). Inwieweit es den Unternehmen unter diesen Voraussetzungen im Jahr 2020 gelingen wird, ihren Fachkräftebedarf zu decken, hängt auch davon ab, in welchem Maße bestehende Potenziale bei der Nachfrage nach Ausbildungsplätzen ausgeschöpft werden können (vgl. SCHANK 2011).
Allerdings wird es schon heutzutage für Betriebe schwieriger, Ausbildungsplätze mit geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern zu besetzen (vgl. EBBINGHAUS/LOTER 2010). Bleiben dadurch bzw. durch einen Fachkräftemangel allgemein Stellen unbesetzt, wird insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen der Betriebsablauf und -erfolg massiv beeinträchtigt (vgl. HECKMANN et al. 2009). Mittelständischen Unternehmen stehen in solchen Situationen im Vergleich zu Großunternehmen auf Grund geringerer personeller wie finanzieller Ressourcen tendenziell weniger Ausweichstrategien zur Verfügung (vgl. KAY et al. 2010).
Versuchen Betriebe also ihren Fachkräftebedarf mittel- bis langfristig durch die berufliche Ausbildung zu decken, können sowohl bei der Suche nach geeigneten Auszubildenden als auch auf Grund einer steigenden Wahrscheinlichkeit, dass der/die Auszubildende abgeworben wird, zunehmend Probleme bei der Umsetzung dieser Strategie auftreten. Insbesondere für KMU sind diese Probleme umso bedeutender, je stärker die Nachfrage nach Auszubildenden insgesamt ist.
Ziel des Projektes
Vor diesem Hintergrund verfolgt das vorgeschlagene Projekt das Ziel, das Ausbildungsverhalten von KMU im Vergleich zu Großbetrieben im Längsschnitt zu analysieren. Konkret ist beabsichtigt, die Rekrutierung, aber auch die Übernahme von Auszubildenden durch KMU differenziert nach Regionen und Wirtschaftszweigen zu untersuchen. Auf diese Weise können KMU identifiziert werden, die relativ lange nach Auszubildenden suchen oder deren Auszubildende nach der Ausbildung in andere Unternehmen wechseln.
Die deskriptiven und multivariaten Untersuchungen (Panelanalysen) basieren dabei auf einem speziell für das Projekt erstellten Datensatz, der Betriebsangaben aus dem IAB-Betriebspanel mit den Sozialversicherungsdaten der Bundesagentur für Arbeit (BA) kombiniert. Mit diesem einzigartigen Datensatz können in den Analysen gleichzeitig betriebliche wie auch eine Vielzahl persönlicher Merkmale der Auszubildenden sowie des Ausbildungsverhältnisses selbst (Entlohnung, Berufsgruppe) berücksichtigt werden. Einen Schwerpunkt des Projektes bildet eine Kohortenanalyse von Auszubildenden, mit der die Übergänge an der "zweiten Schwelle", also von der Ausbildung ins erste Arbeitsverhältnis, näher untersucht werden können. Auf diese Weise kann auch bestimmt werden, inwieweit durch KMU ausgebildete Fachkräfte nach der Ausbildung in andere Betriebe bzw. Unternehmen wechseln und ob KMU vergleichsweise häufiger ihre Auszubildenden übernehmen.