Die Einschätzung der konjunkturellen Lage kleiner und mittlerer Unternehmen sowie des Gründungs- und Liquidationsgeschehens sind ein fester Bestandteil des Mittelstandsmonitors. Die Ausgabe 2007 mit dem Titel "Den Aufschwung festigen - Beschäftigung und Investitionen weiter vorantreiben" widmet sich zusätzlich den beiden Themen "Internationalisierung des Mittelstandes" und "Mittelstand und Unternehmenssteuerreform".
Die konjunkturelle Lage kleiner und mittlerer Unternehmen
Im Jahr 2006 trug endlich, neben den stets verlässlichen Exporten, auch die Binnennachfrage wieder stärker zum Realwachstum bei. Das kam den vergleichsweise stark auf die heimischen Märkte ausgerichteten kleinen und mittleren Unternehmen besonders zugute. Sogar die bisherigen Problembranchen Einzelhandel und Bau erlebten die konjunkturelle Trendwende. Eine positive Umsatz- und Ertragsentwicklung ließ die Investitionsbereitschaft kleiner und mittlerer Unternehmen weiter ansteigen.
Unternehmensfluktuation - aktuelle Trends im Gründungsgeschehen
Der Rückgang der Unternehmensgründungen in Deutschland setzte sich 2006 fort. Die Zahl der Gründer fiel auf den niedrigsten Stand seit der Jahrtausendwende. Dreh- und Angelpunkt der Entwicklung ist der Rückgang von Gründungen aus der Arbeitslosigkeit, seit die Bundesagentur für Arbeit die Förderung dafür eingeschränkt hat. Gleichzeitig führt die bessere konjunkturelle Lage zu vermehrten abhängigen Beschäftigungsmöglichkeiten. Ein Teil der potenziellen Gründer entscheidet sich hierfür, statt den Sprung in die Selbständigkeit zu wagen. Die Zahl der Unternehmen, die aus dem Markt ausgeschieden sind, ist 2005 nach einem leichten Rückgang im Vorjahr wieder angestiegen. Es ist zu erwarten, dass die Liquidationen 2006 wieder etwas sinken. Unternehmensinsolvenzen als Teilmenge der Liquidationen befinden sich seit Jahren in einem Abwärtstrend. In Deutschland scheiden insgesamt weniger Unternehmen aus dem Markt aus, als neue gegründet werden. Die Höhe der Gründungsquote hängt auch vom Gründungsklima ab. Hier besteht in Deutschland weiterhin Verbesserungspotenzial - vor allem bei den kulturellen Rahmenbedingungen.
Internationalisierung des Mittelstands
Die Globalisierung - in Form von Verflechtungen der Märkte und grenzüberschreitender Produktion - bedeutet für den Mittelstand einerseits verstärkten Wettbewerbsdruck, andererseits die Chance, selbst auf ausländischen Märkten tätig zu werden. Insgesamt hat die internationale Ausrichtung der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland deutlich zugenommen.
Vor allem Betriebe aus dem FuE-intensiven Verarbeitenden Gewerbe sind aktiv im Ausland. Mittelständler mit internationaler Ausrichtung weisen eine deutlich größere Produktivität und höhere Innovationsaktivitäten auf als die allein auf den inländischen Markt fokussierten Unternehmen. Darüber hinaus hat sich die Beschäftigung in den kleinen und mittleren Unternehmen mit Auslandsabsatz und mit Auslandsinvestitionen in den letzten Jahren besser entwickelt als bei den Mittelständlern, die nur auf inländischen Märkten anbieten. Gleichzeitig steigt durch die Internationalisierung aber auch der Wettbewerbsdruck auf deutsche Mittelständler durch ausländische Anbieter auf inländischen Märkten. Hiervon sind auch die Betriebe betroffen, die selbst keine Auslandsaktivitäten aufweisen. Insbesondere aus den mittel- und osteuropäischen Ländern, die bisher vor allem durch geringere Kosten punkten konnten, ist auch in Zukunft mit einem verstärkten Qualitätswettbewerb zu rechnen.
Mittelstand und Unternehmenssteuerreform
Der deutsche Mittelstand dürfte - geschätzt - etwa die Hälfte und damit einen beachtlichen Teil des von Unternehmen geleisteten Steueraufkommens aufbringen. Für den MittelstandsMonitor wurden jetzt Simulationsrechnungen zu den Auswirkungen des Regierungs-Reformkonzepts (Tarifsenkung, Verringerung von Anreizen zum Gewinntransfer ins Ausland) auf die Steuerbelastung repräsentativer mittelständischer Modellunternehmen durchgeführt. Klares Ergebnis dabei ist, dass mittelständische Kapitalgesellschaften die größten Gewinner der geplanten Unternehmenssteuerreform wären. Profitieren würden vor allem die Unternehmen, für die aufgrund ihrer Größe oder Finanzierungsstruktur die Tarifsenkungen voll durchschlagen und vorgesehene Gegenfinanzierungsmaßnahmen nicht greifen. Neben dem positiven Aspekt der Verbesserung der Standortattraktivität ist jedoch Kritik an der fehlenden Entscheidungsneutralität des Reformkonzepts der Bundesregierung zu üben. So kommt es zu einer Diskriminierung der Eigenkapitalfinanzierung, weshalb die Anreize für den Mittelstand, am Standort Deutschland Eigenkapital zu investieren, negativ beeinträchtigt werden.