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Pressemitteilung Es gibt kein Patentrezept zur Stärkung der regionalen Gründungsneigung

IfM Bonn analysierte erstmals regionale Gründungsökosysteme für gewerbliche und freiberufliche Gründungen

Erfolgreiche Gründungsökosysteme zeichnen sich durch eine gute Verkehrs- und Telekommunikationsinfrastruktur, eine hohe Bevölkerungsdichte, einen hohen Anteil an ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern sowie durch viele qualifizierte Erwerbstätige aus. Zu diesen Ergebnis kommt die Studie "Das Gründungsgeschehen in den Kreisen und kreisfreien Städten“, für die Dr. Rosemarie Kay und ihr Team auf Basis von umfangreichen Daten Unterschiede in der Ausgestaltung regionaler Gründungsökosysteme auf Kreisebene untersucht haben. Dabei wurden erstmals die Existenzgründungen sowohl im Gewerbe als auch in den Freien Berufen zusammengefasst betrachtet.

"Auf den ersten Blick scheinen Städte generell die besseren Standortfaktoren für potenzielle Gründerinnen und Gründer zu bieten als ländliche Regionen. Tendenziell ist das auch so. Es gibt aber auch Städte in Deutschland, deren Bevölkerung unterdurchschnittlich gründungsgeneigt ist, wie beispielsweise Wolfsburg (Niedersachsen), Bottrop (Nordrhein-Westfalen), St. Wendel (Saarland) oder Jena (Thüringen)“, berichtet die Studienleiterin. Zugleich fanden die IfM-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 11 ländlich geprägte Kreise, in denen die Gründungsneigung in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich hoch war. Zu diesen herausragenden Landkreisen gehören neben Marburg-Biedenkopf (Hessen), Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen (alle Bayern) auch der Lankreis Görlitz (Sachsen) sowie Dahme-Spreewald und Teltow-Fläming (Brandenburg).

Ein Patentrezept für die Entwicklung eines guten regionalen Gründungsökosystems gibt es nach Aussagen von Dr. Rosemarie Kay nicht. Auch müssen regionale Gründungsökosysteme nicht in jeder Hinsicht herausragend ausgestattet sein, um mit einer hohen Gründungsneigung einherzugehen. "Wir haben vielmehr festgestellt, dass spezifische Stärken spezifische Schwächen kompensieren können. So scheint sich im Falle des Landkreises Görlitz, wo sich viele polnischstämmige Soloselbstständige des Baugewerbes finden, die Grenzlage positiv auszuwirken. In anderen Kreisen können offenkundig Hochschulen oder das touristische Angebot die gegebenen regionalen Schwächen ausgleichen. Mit anderen Worten: Das Bündel an gründungsförderlichen Rahmenbedingungen kann von Region zu Region sehr unterschiedlich sein. Letztlich kommt es bei einem guten Gründungsökosystem auf ein günstiges Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren an“, resümiert Dr. Rosemarie Kay. Dies könne sich dann auch in krisenhaften Phasen stabilisierend auf das Gründungsgeschehen in einer Region auswirken, wie eine weitere Studie des IfM im Hinblick auf die Corona-Pandemie aufzeigt.

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