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Der Forschungsnewsletter zum Mittelstand

– ein kostenloser Service des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn

Ausgabe 1/2020 / 6. März 2020

Inhalt

  ➜ Editorial
  ➜ NUI-Regionenranking: Landkreis München auf Platz 1
  ➜ Bestimmungsfaktoren des Gründungsgeschehens: IfM Bonn plant umfassende Datenbank
  ➜ Zukunftspanel Mittelstand: Klimawandel wird inzwischen als Herausforderung wahrgenommen
  ➜ Gemeinsam zu Innovationen
  ➜ Europäischer Städtevergleich beleuchtet Krisenanfälligkeit von KMU
  ➜ Aktualisierte IfM-Statistiken
  ➜ Aktuelles aus dem IfM Bonn

Editorial

Foto Prof. Dr. Welter Liebe Abonnentinnen und Abonnenten,

immer wieder wird in der Öffentlichkeit kritisiert, dass kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zu wenige Innovationen generieren. Dabei wird verkannt, dass beispielsweise die Entwicklung eines neuen Produkts für KMU ein deutlich höheres Investitionsrisiko darstellt als für Großunternehmen: Führt das Innovationsvorhaben nicht zum gewünschten Erfolg – oder gelingt es Mitbewerbern, eine ähnliche Innovation früher auf den Markt zu bringen, hat dies unter Umständen erhebliche wirtschaftliche Konsequenzen für die KMU. Im schlimmsten Fall führt es zur Insolvenz. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des IfM Bonn haben daher untersucht, ob unternehmensübergreifende Zusammenarbeit eine Innovations-Chance für mittelständische Unternehmen darstellen könnte. Lesen Sie mehr hierzu im Beitrag "Gemeinsam zu Innovationen"

Außerdem finden Sie in dieser Ausgabe Berichte über die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen des Mittelstands sowie über die Krisenanfälligkeit von KMU in 5 ausgewählten europäischen Städten. Viele interessante Einblicke in unsere Forschungstätigkeit wünscht Ihnen

Prof. Dr. Friederike Welter
Präsidentin des IfM Bonn

NUI-Regionenranking: Landkreis München auf Platz 1

Der Landkreis München hat nach 12 Jahren die kreisfreie Stadt Offenbach am Main an der Spitze des NUI-Regionen-Rankings abgelöst. Insgesamt zählten in 2018 neun Landkreise und kreisfreie Städte in Bayern, fünf Landkreise und kreisfreie Städte in Hessen einschließlich der Landeshauptstadt Wiesbaden, die kreisfreien Städte Leverkusen und Düsseldorf in Nordrhein-Westfalen, Berlin sowie die kreisfreien Städte Zweibrücken (Rheinland-Pfalz), Baden-Baden (Baden-Württemberg) und der Landkreis Görlitz (Sachsen) zur TOP-20-Gruppe.

Das IfM Bonn veröffentlicht seit 1998 jährlich die Zahl der Gewerbeanmeldungen je 10.000 Einwohner im erwerbsfähigen Alter (Neue Unternehmerische Initiative – NUI). Als neue unternehmerische Initiative gelten sowohl Existenzgründungen (einschließlich Übernahmen) als auch Betriebsgründungen von Zweigniederlassungen, Zuzüge von Gewerbebetrieben und gewerbliche Nebenerwerbstätigkeiten. Sowohl ein Rückgang der Gewerbeanmeldungen als auch eine Zunahme der erwerbsfähigen Bevölkerung können sich negativ auf den NUI-Wert auswirken.

NUI-Regionenranking:

Etwas höhere Gründungsneigung in vier Bundesländern

Entgegen dem weiterhin leicht negativen Trend in Deutschland ist die Anzahl der neu angemeldeten Gewerbebetriebe je 10.000 Einwohner im erwerbsfähigen Alter im Saarland, in Brandenburg, Thüringen und in Rheinland-Pfalz gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Die höchsten NUI-Werte unter den Bundesländern weisen jedoch weiterhin die Stadtstaaten Berlin und Hamburg auf.

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Bestimmungsfaktoren des Gründungsgeschehens: IfM Bonn plant umfassende Datenbank

Wodurch wird das regionale Gründungsgeschehen beeinflusst? Mit welchen Maßnahmen kann es unterstützt werden? Um Fragen wie diese besser beantworten zu können, ist eine umfassende Datenbasis erforderlich. In einem ersten Schritt haben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des IfM Bonn in einer Machbarkeitsstudie geklärt, welche Informationen basierend auf dem Konzept unternehmerischer Ökosysteme berücksichtigt werden sollten und wie die Datenlage beschaffen ist. Im zweiten Schritt wird nun eine Regionaldatenbank aufgebaut und sukzessive mit Daten gefühlt. Mehr zum Projekt finden Sie hier.

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Zukunftspanel Mittelstand: Klimawandel wird inzwischen als Herausforderung wahrgenommen

Die Umsetzungspflicht geltender Gesetze und Verordnungen, die betriebliche Nutzung von digitalen Technologien sowie die Deckung des Fachkräftebedarfs stellen aktuell die größten Herausforderungen für den Mittelstand dar. Doch auch Innovation und Unternehmenswachstum sowie der Wettbewerbsdruck bleiben weiterhin wichtige Themen für die mittelständischen Unternehmen. Ebenso wird nun auch der Klimawandel als Herausforderung wahrgenommen. Für das "Zukunftspanel Mittelstand" haben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des IfM Bonn rund 2.000 Statements von Unternehmern und Unternehmerinnen ausgewertet.

Größenspezifische Unterschiede

Während die Nachfolgeregelung insbesondere Unternehmen mit 10 bis 49 Mitarbeitern vor große Herausforderungen stellt, nehmen große Unternehmen die Internationalisierung bzw. Globalisierung als herausfordernde Aufgaben wahr.

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Gemeinsam zu Innovationen

Unternehmen entwickeln insbesondere dann gemeinsam Innovationen, wenn ihnen das Know-how fehlt, das für die Innovationsumsetzung nötig ist. Im besten Fall ist das dabei neu erworbene Wissen der Schlüssel, um – über die ursprüngliche Kooperationsbeziehung hinaus – an weiteren Innovationsprozessen beteiligt zu sein.

Voraussetzung: Vertrauen und digitale Infrastruktur

Die Unternehmen sind laut der Studie "Unternehmensübergreifende Innovationen im Wandel: Eine Chance für den Mittelstand" umso offener für eine Zusammenarbeit, je jünger und innovativer sie sind. Die Kooperation kann jedoch nur dauerhaft erfolgreich verlaufen, wenn sich die Partner vertrauen und ein gemeinsames Werteverständnis besitzen. Auch ist eine leistungsfähige digitale Infrastruktur für den täglichen Austausch notwendig.

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Europäischer Städtevergleich beleuchtet Krisenanfälligkeit von KMU

Gut jedes dritte kleine und mittlere Unternehmen in und um Frankfurt am Main hat in den vergangenen 5 Jahren eine existenzielle Krise durchlebt. Ein ähnliches Bild zeigt sich für die Städte London, Paris und Madrid. Nur in Mailand waren deutlich weniger KMU (23 %) von Krisen betroffen. Zu diesem Ergebnis kommt die europaweite Studie "Building resilience in under-represented entrepreneurs: A European comparative study", für die mit Unterstützung der J.P. Morgan Chase Foundation insgesamt 2.975 Unternehmen zu ihrem Umgang mit Krisen und zu ihren Präventionsmaßnahmen befragt worden waren. Für Deutschland werteten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des IfM Bonn die Befragungsergebnisse aus.

Unternehmen mit Krisen in den vergangenen 5 Jahren

Unternehmen mit Krisen in den vergangenen 5 Jahren

Nach eigenen Angaben setzt sich die Mehrheit der Geschäftsführer und Geschäftsführerinnen kleiner und mittlerer Unternehmen in und um Frankfurt frühzeitig bewusst mit möglichen Krisenszenarien auseinander. Entsprechend blicken sie gelassener als Unternehmer und Unternehmerinnen in den anderen europäischen Vergleichsstädten in die Zukunft: Nur jeder vierte Geschäftsführer und jede vierte Geschäftsführerin (24,2 %) sah sein bzw. ihr Unternehmen durch eine Herausforderung wie beispielsweise den Verlust wichtiger Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen bzw. Kunden oder Kundinnen bedroht. Zum Vergleich: In Madrid war es jeder zweite Unternehmer bzw. jede zweite Unternehmerin – und in London, Paris und Mailand mehr als jede(r) dritte.

Die Studie "Building resilience in under-represented entrepreneurs: A European comparative study" ist hier abrufbar.

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Aktualisierte IfM-Statistiken

In den vergangenen Wochen wurden folgende Statistiken auf der Internetseite des IfM Bonn aktualisiert:

Unternehmensbestand (nur die Daten für Deutschland)
KMU und Großunternehmen
Umsätze
Beschäftigte

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Vorschau:

Im Forschungs-Newsletter (2/2020) können Sie u. a. lesen,

wie sich die Einkommensverhältnisse von Selbstständigen im Verlauf ihrer Erwerbsbiografie entwickeln,
wann Fachkräfte in wissensintensiven Engpassberufen lieber selbstständig als festangestellt arbeiten und welche Herausforderungen sich hierdurch für den Mittelstand ergeben und
wie sich Neugründungen in innovativen Branchen entwickeln.

Der Newsletter wird am 19. Juni 2020 versandt.

Aktuelles aus dem IfM Bonn

Gastwissenschaftlerin am IfM Bonn
Im Februar forschte Rebecca Weicht (Manchester Metropolitan University) als Gastwissenschaftlerin im IfM Bonn. Ziel ihres Gastaufenthaltes war es, empirische Daten zum Thema "Gestaltung von Sozialsystemen für Selbständige" zu sammeln und Experteninterviews zu führen. In ihrer Doktorarbeit wird sie die deutsche Situation mit der in Dänemark und Großbritannien vergleichen.

Rebecca Weicht

IfM Bonn präsentierte sich an der Universität Siegen
Im Rahmen des "Luncheon" der Fakultät III (Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftsinformatik, Wirtschaftsrecht) der Universität Siegen informierten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des IfM Bonn über aktuelle Forschungsergebnisse: So legte Dr. Siegrun Brink dar, dass laut der Befragung für die Studie "Bürokratiewahrnehmung von Unternehmen" die überwiegende Mehrheit der Unternehmensvertreter und -vertreterinnen den Bürokratie-Begriff weiterfasst als die Politik, die den Begriff auf die Dokumentations- und Informationspflichten sowie auf den benötigten Erfüllungsaufwand beschränkt. Marina Hoffmann erläuterte anhand der Studie "Einflüsse auf die KMU Finanzierung – ein Vergleich ausgewählter Euroländer", warum es in der Europäischen Union volkswirtschaftlich sinnvoll ist, junge, kleinste und innovative Unternehmen durch finanzielle Fördermaßnahmen zu unterstützen.

IfM Bonn präsentierte sich an der Universität Siegen

Zu Gast im IfM Bonn
Gemeinsam mit den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen des IfM Bonn diskutierte Prof. Dr. Simon Parker (Ivey Business School der Western University London/Kanada) über die Ergebnisse seiner jüngsten Forschung. Demnach hatte eine Befragung von Hochschulabsolventen in den USA gezeigt, dass sich umso mehr Interessenten auf ein Stellenangebot bewerben, je herausragender die Universität war, an der der Gründer bzw. die Gründerin des Unternehmens studiert hat.

Zu Gast Im IFM Bonn

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Externe Veröffentlichungen von IfM-Wissenschaftlern
Kann das Verhalten der Energieindustrie dazu beitragen, dass die Verbraucher Gentechnik in der Bioenergie befürworten? Antworten hierauf geben Dr. Olivier Butkowski, Chad M. Baum, Ashkan Pakseresht, Prof. Dr. Stefanie Bröring und Prof. Dr. Carl Johan Lagerkvist in ihrem Beitrag "Examining the social acceptance of genetically modified bioenergy in Germany: Labels, information valence, corporate actors, and consumer decisions". Der Beitrag ist in der jüngsten Ausgabe von "Energy Research & Social Science" erschienen.

Welche Chancen bieten datenbasierte Geschäftsmodelle für kleine und mittlere Unternehmen und wie sollten sie mit den Herausforderungen umgehen? In ihrem Beitrag "Datenbasierte Geschäftsmodelle" in den Wirtschaftspolitischen Blättern 3/2019 stellen Marina Hoffmann und Dr. Christian Schröder die aktuelle Situation für die KMU dar.

Für viele junge, innovative Unternehmen ist der Zugang zu Kapital Voraussetzung, um wachsen zu können. Aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften ist es jedoch oft schwierig für sie, die hierfür erforderlichen Mittel zu erhalten. In seiner Dissertation "Matching founders und funders in equity crowdfunding" hat Dr. Jonas Löher unter anderem untersucht, warum einige dieser Unternehmen gerade Equity Crowdfunding als Finanzierungsquelle wählen.

Migrantengeführte Unternehmen sind wirtschaftlich genauso erfolgreich wie nicht-migrantengeführte Unternehmen. Zu diesem Ergebnis kommt das Working Paper "The Effect of Migrants' Resource Endowments on Business Performance" von Dr. Susanne Schlepphorst, Dr. Rosemarie Kay und Dr. Sebastian Nielen.

Dr. Stefan Schneck legt in seinem Beitrag "Self-employment as a source of income inequality" für die Eurasian Business Review dar, warum ein Anstieg der Selbstständigkeitsrate mit einer Einkommenspolarisierung und dementsprechend auch mit einer höheren Ungleichheit einhergeht.

Einen Überblick über die verschiedenen Datensätze des IfM Bonn geben Dr. Nadine Schlömer-Laufen und Dr. Stefan Schneck in ihrem Beitrag "Data for Mittelstand Companies in Germany at the IfM Bonn", der in den Jahrbüchern für Nationalökonomie und Statistik erschienen ist.

Welchen wissenschaftlichen Beitrag haben bislang die Veröffentlichungen geleistet, die im Rahmen des Dianaprojekts und der internationalen Diana-Konferenz entstanden? In ihrem Beitrag "The Diana project: a legacy for research on gender in entrepreneurship" zeigen Candida G. Brush, Patricia G. Greene (beide Babson College Wellesley/USA) und Prof. Dr. Friederike Welter den Start und den erfolgreichen Weg des Diana Projekts seit 1999 auf. In einem weiteren Beitrag gibt die IfM-Präsidentin einen Überblick über die Entwicklung der Kontextforschung in Bezug auf das weibliche Unternehmertum. Beide Artikel sind im Januar in der Zeitschrift "International Journal of Gender and Entrepreneurship" (online early) erschienen.

Die Forschungsergebnisse des IfM Bonn – (inter-)national präsent
Ende Januar erläuterte Dr. Rosemarie Kay bei einer Podiumsdiskussion der Deutschen Public Relations Gesellschaft, was unter Mittelstand zu verstehen ist und wie sich die spezifischen Eigenschaften des Mittelstands auf deren Ziele auswirken.

Auf dem OECD Expert Seminar on the development of SME and Entrepreneurship Typology Mitte Januar in Paris zeigte Dr. André Pahnke die Kennzeichen des Mittelstands auf.

Auf der Jahrestagung der American Economic Association Anfang Januar in San Diego (USA) hielt Dr. Stefan Schneck einen Vortrag über die Einkommensungleichheit unter Selbstständigen.

Prof. Dr. Friederike Welter referierte als eine der Keynote-Sprecher und Sprecherinnen auf dem internationalen Workshop an der Business School der Kingston University über "Critical Perspectives on Entrepreneurship Policy".

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