Unternehmensnahe Dienstleister sind aufgrund ihres raschen Wachstums und eines bestehenden Mangels an Fachkräften gezwungen eigene Qualifizierungsstrategien anzubieten, um ihren Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern zu decken. Dies birgt jedoch das Risiko, dass die Erträge aus der Humankapitalinvestition durch Abwanderung von Arbeitskräften nicht dem eigenen, sondern konkurrierenden Unternehmen zu Gute kommen. Die vorliegende Arbeit untersucht diese Problematik theoretisch und empirisch und schließt mit Vorschlägen zur betrieblichen und staatlichen Bildungspolitik.
Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass sich die Qualifizierungsanstrengungen und -anforderungen im neuen unternehmensnahen Dienstleistungssektor dem Grunde nach nicht von denen anderer Wirtschaftsbereiche unterscheiden. So erfordert das Angebot außergewöhnlicher Dienstleistungen auch außergewöhnliche Qualifikationen, die es durch geeignete Maßnahmen zu vermitteln gilt. Einhergehend sind dabei wie erwartet auch Systeme zur Mitarbeiterbindung, um einen Verlust der Humankapitalinvestitionen zu verhindern. Charakteristisch ist hierbei die Notwendigkeit einer hohen Anpassungsfähigkeit der Weiterbildungsinhalte. Daher kann nicht davon ausgegangen werden, dass der neue unternehmensnahe Dienstleistungssektor auf etablierte Ausbildungsformate zurückgreifen wird bzw. kann. Es gilt ein neues Gleichgewicht zwischen formalen und standardisierten Ausbildungsinhalten einerseits und flexiblen, sich ständig wandelnden, möglicherweise aber dennoch zertifizierten Weiterbildungsinhalten andererseits zu finden.